Umfrage-Ergebnisse des Deutschen Ferienhausverbands zeichnen Stimmungsbild der Branche

  • Umsatzverluste bis einschließlich Juli 2020 bei rund 25 Prozent
  • Sommerbuchungen bringen Schub in der Krise
  • Corona-Krise macht Vielfalt der Anbieter deutlich

Berlin, 15.09.2020. Urlaub im eigenen Land ist für viele Reisende in diesem Jahr die bevorzugte Alternative. Autarke Unterkunftsformen wie Ferienhäuser und Ferienwohnungen stehen hoch im Kurs. Die Corona-
Pandemie und der damit verbundene Lockdown haben allerdings auch die Ferienhausbranche hart getroffen, wie eine aktuelle Online-Umfrage des Deutschen Ferienhausverbands e. V. unter seinen Mitgliedern zeigt. 60 Prozent der Anbieter haben angegeben, dass der Nettoumsatz bis einschließlich Juli 2020 unter den Vorjahresergebnissen liegt. Die durchschnittlichen Verluste belaufen sich auf 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insbesondere der Ausfall der Ostersaison hat zu hohen Buchungseinbußen geführt. In der ersten Jahreshälfte lagen die Buchungen um ein Drittel unter dem Vorjahr. Die Online-Umfrage entwirft ein Stimmungsbild auf dem Markt der privaten Ferienhausvermietung, der kaum erschlossen ist und durch offizielle Statistiken nicht erfasst wird.

Corona-Krise verändert das Buchungsverhalten
Die Krise hat das Buchungsverhalten der Urlaubsgäste gravierend verändert. Ferienhausgäste wünschen sich allen voran flexible Stornobedingungen. Viele fühlen sich verunsichert, weil sie nicht genau wissen, ob und unter welchen Bedingungen sie anreisen dürfen. Bevorzugt wird ein Ferienhaus oder eine Ferienwohnung im eigenen Land. Doch auch die Wahl der Anreise spielt eine große Rolle: Unterkünfte in Nachbardestinationen, die mit dem Auto gut zu erreichen sind, werden ebenfalls stark nachgefragt. Dennoch beobachten die Anbieter eine gewisse Zurückhaltung. Viele Urlaubsgäste warten ab, wie sich die Corona-Situation entwickelt, buchen und stornieren eher kurzfristig.

Trotz Unsicherheit und Corona-Auflagen verliefen bei 44 Prozent der Befragten die Sommerbuchungen für Juli und August 2020 besser als im Vorjahr. Im Schnitt lagen diese um 15 Prozent höher. „Die Erholung der Buchungen im Sommer ist dennoch kein Zeichen für Entwarnung. Der Verlauf der Pandemie bestimmt das Geschehen“, sagt Michelle Schwefel, Geschäftsstellenleiterin des Deutschen Ferienhausverbands e. V. „Man muss jederzeit mit lokalen Beschränkungen rechnen. Jede Nachricht wirkt sich direkt auf das Urlaubsverhalten der Gäste aus. Dadurch ist das Geschäft momentan wenig planbar.“

1 = stimme voll und ganz zu, 5 = stimme überhaupt nicht zu

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Stornierungswelle zu Beginn der Pandemie größte Herausforderung
Bei der Frage nach den größten Herausforderungen herrscht Einigkeit unter den Anbietern. Die Stornierungswelle, die mit dem Verbot touristischer Reisen und den Grenzschließungen über die Branche hereinbrach, hat viele Unternehmen personell und finanziell kurz vor den Kollaps gebracht. Drei Viertel der Anbieter haben zur Bewältigung der Krise staatliche Hilfen in Anspruch genommen. Davon haben 87,5 Prozent der Befragten ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, jeder Zweite hat Soforthilfe beantragt. „Mit den geleisteten Rückzahlungen sind Ferienhausanbieter und -vermittler allerdings weitgehend allein gelassen worden“, kritisiert Schwefel. „Für die besonders von Stornierungen betroffenen Monate März bis Juni gab es keinerlei Beihilfen. Diese Verluste mussten von den Unternehmen allein gestemmt werden.“

Bis heute zählen die unterschiedlichen Verordnungen und Regeln in den Bundesländern zu den größten Hürden. „Unsere Anbieter wünschen sich transparente und klare Regelungen vonseiten der Politik. Es herrscht ein Durcheinander an teils widersprüchlichen Verordnungen, die für Urlaubsgäste und Anbieter nicht überschaubar sind“, kritisiert Schwefel. „Mit wem darf ich anreisen, wer darf sich treffen, welche Angebote kann ich am Urlaubsort nutzen und mit wem? Das sind Fragen, die immer wieder gestellt und von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich beantwortet werden.“ Weniger Schwierigkeiten bereitet den Anbietern dagegen die Umsetzung der Hygiene- und Kontaktregelungen für einen sicheren Aufenthalt der Gäste.

1 = stimme voll und ganz zu, 5 = stimme überhaupt nicht zu

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Corona-Perspektive teilt die Branche
44 Prozent der Befragten prognostizieren, dass sie in diesem Geschäftsjahr einen geringeren Umsatz erwirtschaften. Ein Drittel gehen davon aus, dass sie dieses Jahr trotz Pandemie mit einem Plus abschließen werden. 22 Prozent sagen, dass es keine Veränderungen zum Vorjahr geben wird. Allerdings sei die Lage sehr fragil, wie ein DFV-Mitglied betont: „Stornierungen, Umbuchungen und Gutscheine können in Zukunft nicht ausgeschlossen werden. Das Buchungsverhalten und das Mindset der Kunden ist unmittelbar von tagesaktuellen Entwicklungen abhängig. Daher lassen sich derzeit kaum pauschale Aussagen treffen.“

Die Ergebnisse zeigen, dass es selbst innerhalb einer Branche starke Unterschiede gibt. „Der Tourismus zeichnet sich durch seine Vielfalt aus. Das Ferienhaussegment stellt sich sehr heterogen dar“, sagt Schwefel. „Während die Küstenregionen in diesem Sommer überdurchschnittlich gute Ergebnisse einspielen, kann es in der Moselregion schon ganz anders aussehen. Während der Heimaturlaub boomt, haben beliebte Auslandsdestinationen im Süden Europas wie Griechenland, Spanien, Frankreich oder Kroatien mit massiven Einbrüchen zu kämpfen.“ Für internationale Anbieter ein gravierendes Problem. „Pauschale Reiseverbote für Destinationen sind Gift für die gesamte Reisebranche“, so Schwefel.

Erfreulich: 62,5 Prozent der Mitglieder sagen, dass ihre Unternehmen die Pandemie trotzt heftiger Verluste überstehen werden. 37,5 Prozent zeigen sich als krisenfest. Ein Trend sei allerdings nicht anzuzweifeln, resümiert der Verband: „Noch nie wurden so intensiv die AGB und Stornobedinungen gelesen wie in diesem Jahr.“

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