Deutscher Ferienhausverband rät Urlaubern, Schnäppchen-Angebote auf Kleinanzeigenportalen derzeit aufmerksam zu prüfen

Kurz vor dem Start der Sommerferien nutzen Abzocker die Urlaubssehnsucht der Menschen aus. Dabei klingen die Angebote verlockend: Rund 900 Euro für eine Woche Ferienhausaufenthalt im Luxus-Reetdachhaus für sechs Personen im Sommer. Der Vermieter gibt sich freundlich, die Abwicklung ist unkompliziert. Eine Buchungsbestätigung lässt den Urlaubsgast im Glauben, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Der Vermieter wünscht einen schönen Urlaub. Doch kaum ist die Anzahlung vom Konto abgegangen, platzt der Deal. Der Vermieter ist nicht mehr erreichbar. Das Ferienhaus gibt es nicht. Wer derzeit über Kleinanzeigen und private Homepages eine Last-Minute-Ferienunterkunft, sollte sehr wachsam sein, sagt der Deutsche Ferienhausverband. Abzocker nutzen derzeit das Reisebedürfnis nach der langen Lockdown-Zeit aus.

Dabei wirken die Kleinanzeigen und damit beworbenen Webseiten durchaus attraktiv, bei genauem Hinsehen wird allerdings schnell klar, dass diese Seiten – meist erstellt über ein kostenloses Baukastensystem – zusammenkopiert wurden. Ist keine Telefonnummer aufgeführt, sondern nur ein Kontaktformular, die Datenschutzerklärung unvollständig, die Informationen eher spartanisch, ein Kalender eingeblendet, der noch viele freie Termine für den Sommer aufweist, obwohl das angebotene Objekt äußerst attraktiv ist und der Mietpreis unrealistisch niedrig, sollten Urlauber aufmerksam sein.

„Die Abzocker spielen mit der Sehnsucht der Menschen, einen schönen Urlaub verbringen zu wollen. Nach einem langen Jahr der Pandemie, sollten Urlaubsgäste also besonders aufmerksam sein“, sagt Michelle Schwefel, Geschäftsstellenleiterin des Deutschen Ferienhausverbands. „Über Kleinanzeigen können Abzocker ihre Angebote ungeprüft veröffentlichen oder flexibel auf Gesuche reagieren und so relativ verdeckt ihre Betrugsmasche durchziehen.“ Da die Kleinanzeigenanbieter nicht auf die Vermittlung von Reiseleistungen spezialisiert sind, haben die Betrüger vergleichsweise leichtes Spiel. Diese werden immer professioneller bei der Zusammenstellung des Angebots und der Buchungsunterlagen. „Für Laien wird es immer schwieriger, betrügerische Angebote zu erkennen. Es kann quasi jeden treffen. Gerade wer kurzfristig in eine stark frequentierte Region reisen möchte, sollte bei extrem günstigen Angeboten wachsam sein“, ergänzt Schwefel.

Doch wie können sich Urlauber schützen?

Bei unglaubwürdig attraktiven Angeboten sollten sie hellhörig werden, auch wenn die Freude über das vermeintliche Schnäppchen erst einmal überwiegt. Urlauber sollten einen kühlen Kopf bewahren, bevor sie einen Buchungswunsch äußern. Und am besten die Preise vergleichen. „Fakt ist: Die deutschen Küsten sind Mitte Juli nahezu ausgebucht. Aufgrund der starken Nachfrage, liegen die Mietpreise eher im oberen Segment“, ergänzt Schwefel. Wer parallel bei verschiedenen Anbietern recherchiert, kann sich schnell vergegenwärtigen, in welchem Preissegment sich vergleichbare Ferienhäuser für einen bestimmten Zeitraum bewegen und somit besser abwägen, ob das Angebot echt sein kann.

Wenn auf den Portalen an einem bestimmten Hotspot kein Angebot mehr zu finden ist, können Erholungssuchende davon ausgehen, dass es dort auch keines mehr gibt. Gerade Ferienhäuser mit drei und mehr Schlafzimmern sind schnell vergriffen. Zudem hilft ein Blick ins Impressum, wenn das vermeintlich gute Angebot auf einer Webseite eingebunden ist. In Deutschland gilt eine Impressumspflicht für die Homepage: Ausführliche Kontaktdaten, Steuernummer und Informationen zum Handelsregistereintrag und der Gesellschaftsform sind dort hinterlegt. Urlauber sollten unbedingt prüfen, ob eine gültige Telefonnummer aufgeführt ist. Zudem sollten sie online prüfen, ob der Handelsregistereintrag oder die Umsatzsteuer-ID gültig ist.

Die Interessenten sollten bei Unsicherheit prüfen, ob es im Internet ein zusätzliches Exposé zum Ferienhaus gibt, das zum Beispiel bei einem Ferienhaus-Spezialisten oder einen Tourismusverband eingebunden ist. Dort können sich die Gäste ein umfassendes Bild von der Ferienimmobilie und den Vermietern machen. Einige Portale zeigen beispielsweise an, wie lange der Eigentümer schon vermietet. Bewertungen ehemaliger Gäste oder objektive Qualitätskriterien, wie eine Sterneklassifizierung, geben einen Hinweis auf die Wertigkeit des Angebots. Wer sich schützen will, sollte also besser gleich auf einen etablierten Anbieter zurückgreifen, der bereits lange am Markt agiert. Gibt es dort kein passendes Angebot, können Urlauber davon ausgehen, dass die Region weitestgehend ausgebucht ist.

Und wenn der Vermieter mit einem Siegel oder einer Klassifizierung wirbt, um Seriosität vorzutäuschen? Das Qualitätssiegel des Deutschen Ferienhausverbands ist nur gültig, wenn es von der geprüften Anbieterseite direkt auf das Zertifikat verlinkt, welches auf der Webseite des Deutschen Ferienhausverbands eingebunden ist. Bei den entsprechenden Verbänden können sich Urlauber im Vorfeld über die Echtheit der Zertifikate informieren und gezielt nachfragen, ob ein konkretes Angebot glaubwürdig ist.

Generell gilt: Auf das Bauchgefühl hören. Meistens haben Urlauber schon im Vorfeld ein komisches Gefühl. Wenn sie unsicher sind, sollten sie sich entsprechend an einen Tourismusverband wenden uns sich rückversichern.

Wichtige Hinweis, nach welchen Kriterien Urlauber das Inserat/die Webseite überprüfen können:

  1. Ist das Preis-Leistungsverhältnis realistisch?
  2. Gibt es viele freie Termine für den Sommer trotz des unglaublich attraktiven Angebots?
  3. Gibt es in der gewünschten Region überhaupt noch freie Unterkünfte zur gewünschten Reisezeit? Ein Check über Ferienhausportale kann helfen.
  4. Ist eine gültige Telefonnummer angegeben? Oder gibt es nur ein Kontaktformular?
  5. Sind Steuernummer und Handelsregistereintrag gültig?
  6. Ist das Haus noch an anderer Stelle im Internet zu finden? Stimmen dann Preise, Text und Fotos überein?
  7. Ist das Qualitätssiegel des DFV auf das Mitglieder-Zertifikat verlinkt, das auf der Webseite des DFV eingebunden ist?
  8. Was sagt das eigene Bauchgefühl?